Basalzellkarzinom

Wir haben bei Ihnen den Verdacht geäußert bzw. bereits die Diagnose über das Vorliegen eines Basalzellkarzinoms gestellt. Das Basalzellkarzinom wird oft zusammen mit dem Plattenepithelkarzinom als weißer Hautkrebs bezeichnet und ist die häufigste Krebsdiagnose in Mitteleuropa [1, 2]. 

Das Basalzellkarzinom kann verschiedene Erscheinungsformen haben. Typischerweise ist es als hautfarbener bis rötlicher erhabener Knoten mit Perlmuttglanz, kleinen sichtbaren Gefäßen und einer zentralen Kruste zu erkennen. Allerdings können Basalzellkarzinome auch ähnlich einem Ekzem als rötlicher Fleck oder ähnlich einer Narbe in Erscheinung treten. 

Das Basalzellkarzinom bildet nur sehr selten in 0,0028 – 0,55% der Fälle Tochtergeschwülste (Metastasen) [3]. Jedoch zerstört dieser Tumor im Rahmen seines Wachstums das umgebende Gewebe und kann somit im Verlauf zu Blutungen, Wundinfektionen und Funktionseinschränkungen von z.B. Nase, Augen führen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die wichtigste Ursache lässt sich durch das eigene Verhalten beeinflussen – nämlich die Zeit, in der man sich ungeschützt in der Sonne aufhält. Sonnenlicht enthält ultraviolette Strahlung, die die Haut schädigen und zu Krebs führen kann. Das Risiko, im Laufe des Lebens an weißem Hautkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter.

Die wichtigsten weiteren Risikofaktoren hängen alle damit zusammen, wie oft und wie intensiv die Haut dem Sonnenlicht ausgesetzt ist und wie empfindlich sie darauf reagiert: die geografische Lage des Wohnorts, der Hauttyp, der eigene Umgang mit UV-Strahlung in Beruf und Freizeit, der Besuch von Solarien.

Ein weiterer Risikofaktor ist ein geschwächtes Abwehrsystem. Hierzu zählen vor allem Menschen, deren Immunsystem künstlich mit Medikamenten unterdrückt werden muss, beispielsweise nach einer Organtransplantation. Bei einigen erblich bedingten Erkrankungen ist auch das Risiko für weißen Hautkrebs erhöht, beispielsweise bei Xeroderma pigmentosum oder dem Gorlin-Goltz-Syndrom (Basalzellkarzinomsyndrom).

Menschen, die beruflich oder privat Arsen ausgesetzt sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko an einem Basalzellkarzinom zu erkranken. Des Weiteren kann die Einnahme des Medikamentes HCT (Hydrochlorothiazid) und der Einfluss von ionisierender Strahlung (z.B. im Rahmen beruflicher Exposition mit Röntgenstrahlung oder einer Strahlentherapie bei anderen Krebserkrankungen) die Entstehung von Basalzellkarzinomen fördern. Außerdem besteht für Menschen bei denen einmal ein Basalzellkarzinom aufgetreten ist ein ca 10fach erhöhtes Risiko erneut innerhalb von 3 Jahre daran zu erkranken [4].

Diagnostik

Ärztinnen und Ärzte erkennen weißen Hautkrebs oft mit bloßem Auge. Um die Stelle genau betrachten zu können, verwenden wir zusätzlich ein sogenanntes Dermatoskop.

Allerdings ist es manchmal schwierig ein Basalzellkarzinom von einem Plattenepithelkarzinom oder einer anderen Hauterkrankung mit bloßem Auge bzw. mit dem Dermatoskop zu unterscheiden. Deshalb und auch zur Untersuchung weiterer Eigenschaften wie der Tumordicke, dem histologischen (feingeweblichen) Subtyp wird eine Gewebeprobe entnommen. All diese Informationen sind notwendig um Sie bezüglich einer geeigneten, d.h. möglichst sicheren aber auch schonenden Therapie zu beraten.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten

Ähnlich wie bei einer Ultraschalluntersuchung wird ein Scanner auf die intakte Haut aufgesetzt und sofort ein vertikales Schnittbild der Haut am Monitor sichtbar. Neben der Diagnose Basalzellkarzinom kann auch die Größe und Ausdehnung des Tumors vor der OP bestimmt werden, um die Anzahl eventuell notwendiger Nachexzisionen zu reduzieren. Nach erfolgter Operation oder äußerlichen Therapie bietet die OCT ein gutes Instrument zur Verlaufskontrolle und Tumornachsorge [5–8].

Idealerweise ist die Entnahme einer Gewebeprobe zur Diagnosestellung nach Durchführung einer OCT nicht mehr notwendig. Dadurch entfallen alle Risiken, die damit verbunden sind inklusive der Narbenbildung. Außerdem entfällt das Warten auf das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung, da die Ergebnisse der OCT sofort nach der Untersuchung besprochen werden können.

Im Gegensatz zur Gewebeprobe wird die OCT derzeit noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Deshalb wird Ihnen diese Leistung je Sitzung auf der Basis der GoÄ (Gebührenordnung Ärzte) in Rechnung gestellt.

Bei Verdacht auf Knochenbefall z.B. Orbitabefall bei periorbitalen BCC (Lok. Medialer Lidwinkel, eingeschränkte Bulbusmotilität, fixierte Tm Orbitarand, sklerodermiforme oder infiltrative BCC, perineurale Infiltration, mehrfache Rezidive); perineuralem Wachstum; metastasiertem BCC (PET/CT zur Diagnosestellung und Kontrolle Therapieansprechen unter Vismodegib); V.a. Basalzellkarzinomsyndrom (dann MRT!!)

Therapieoptionen

Operative Entfernung

Die operative Entfernung mit histologischer (feingeweblicher) Kontrolle der vollständigen Resektion im Gesunden stellt die Therapie der ersten Wahl dar. Sie ist mit einer 5-Jahres-Rezidivquote von 2% bis 8% den nicht histologisch kontrollierten äußerlich angewendeten (topischen) Verfahren überlegen [9–11]. 

Je nach dem Rezidivrisiko (dem Risiko eines erneuten Auftretens an gleicher Stelle) und der Tumordicke bieten sich jedoch ggf. auch andere Therapieoptionen an. Das Rezidivrisiko hängt von verschiedenen Faktoren ab (Tabelle1).

Bei Basalzellkarzinomen mit einem hohen Rezidivrisiko und solchen mit einem niedrigen Rezidivrisiko bei einer Tumordicke > 1mm sollte eine schnittrandkontrollierte Exzision erfolgen. Dabei wird der Tumor operativ entfernt und die Schnittränder feingeweblich auf Tumorfreiheit untersucht.

Nur wenn die Tumordicke < 1mm bei einem niedrigen Rezidivrisiko beträgt, kommen neben der operativen Entfernung auch alternative Therapieverfahren in Frage. 

 

H-Zone: „zentrales“ Gesicht – Augenlider, Augenbrauen, periorbital, Nase, Oberlippe, Kieferwinkelregion, prä- und postaurikulär, Ohren, Schläfen, Genitale, Hände, Füße. M-Zone: Wangen, Stirn, Kinn, Unterlippe, Kapillitium, Hals, prätibial. L-Zone: Rumpf, Extremitäten​

Alternative Therapiemöglichkeiten

Diese haben den Vorteil, dass durch sie die Risiken der operativen Therapie wie Blutung, Schmerzen, Wundheilungsstörungen, Narbenbildung umgangen bzw. minimiert werden. Jedoch fehlt der Nachweis der Tumorfreiheit durch die feingewebliche Untersuchung. Alternativ kann hier auch die OCT eingesetzt werden.

Medikamentöse äußerliche Therapie

Diese Therapie ist geeignet für Niedrigrisiko-Basalzellkarzinome und Patienten in besonderen Lebenssituationen z.B. sehr gebrechliche Patienten. Zudem eignen sie sich, wenn gleichzeitig mehrere Basalzellkarzinome vorliegen.

Vorteile: Anwendung zu Hause möglich, Schonung des umgebenden Gewebes, gute kosmetische Ergebnisse durch Vermeidung von Narben.

Nachteil: Es bestehen geringere Heilungsraten als bei operativer Entfernung. In Studien zeigte sich eine Überlegenheit der Operation mit Tumorfreiheit von 98% nach 3 Jahren, verglichen mit 84% in der Imiquimod-Gruppe [6,7].  

bei Niedrigrisiko Basalzellkarzinomen vom Subtyp superfiziell, <2 cm horizontalem Durchmesser Anwendung: 5mal / Woche (z. B. montags bis freitags) vor dem Zubettgehen dünn auf Behandlungsareal sowie auf 1 cm umgebende Haut auftragen und ca. 8 Std. lang einwirken lassen

Behandlungsdauer: 6 Wochen [12]

Nebenwirkungen: Entzündungsreaktion im Anwendungsgebiet mit Rötung, Schwellung, Schuppung, Blasenbildung und Schmerzen; grippe-artige Allgemeinsymptome und lokalisierte Lymphknotenschwellungen

bei Niedrigrisiko Basalzellkarzinomen vom Subtyp superfiziell

Anwendung: Creme 2mal / Tag anwenden, mind. 3 – 6 Wochen bis zum Auftreten einer Ulzeration behandeln

unter Umständen Behandlung von 10 – 12 Wochen erforderlich bis Läsionen vollständig beseitigt

vollständige Abheilung der Läsionen unter Umständen erst nach 1 – 2 Monaten sichtbar

Nebenwirkungen: Entzündungsreaktion im Anwendungsgebiet mit Rötung, Schwellung, Schuppung, Blasenbildung bis hin zur Ulzeration sowie Schmerzen

Photodynamische Therapie (PDT)

PDT (Photodynamische Therapie): Bei dieser Therapie werden lichtsensibilisierende Wirkstoffe auf die Haut aufgetragen, welche dann im Verlauf mit einer Rotlichtlampe bestrahlt wird. Die biochemischen Prozesse, welche dadurch ausgelöst werden, führen zur Zerstörung der Tumorzellen. Im direkten Vergleich ist die PDT hinsichtlich der Rezidivraten einer Operation unterlegen (14 % vs. 4 % Rezidivrate nach 5 Jahren) [13, 14]. Vorteile der PDT sind gute bis sehr gute ästhetische Ergebnisse, und die ambulante Durchführung. Der größte Nachteil ist in der Schmerzhaftigkeit des Verfahrens zu sehen. Eine Analgesie mit Lokalanästhesie (nicht jedoch mittels topischer Analgetika) oder dem Zuführen von kalter Luft kann hier hilfreich sein. Nach einer Behandlung kann es zu Rötungen mit oder ohne Schwellung sowie zu einer Erosion und Krustenbildung kommen, die nach 2 bis 6 Wochen abheilt. Die PDT wird derzeit noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

 

Lasertherapie

Lasertherapie: Die Lasertherapie kann einerseits genutzt werden, um Wirkstoffe besser in die Haut eindringen zu lassen und somit die Effektivität der PDT zu erhöhen. Andererseits  können die Tumorzellen durch den Laser direkt zerstört werden. 

Für den auch in unserer Praxis verwendeten Nd:YAG Laser konnte in Studien eine Rezidivrate von 3,1% bei einem Nachbeobachtungszeitraum von 7,9 Jahren ermittelt werden [15]. Vorteile der Lasertherapie sind eine sehr kurze Behandlungsdauer, da nur eine Sitzung notwendig ist. Nach der Behandlung kann es zu Rötung, Schwellung sowie zu einer Erosion und Krustenbildung im Behandlungsgebiet kommen, welche nach wenigen Wochen abheilt.

Therapieoptionen bei nicht operablen Tumoren

In diesen besonderen Fällen wird die Therapie im Rahmen eines sogenannten Tumorboards, bei dem Ärzte verschiedener Fachdisziplinen beraten, entschieden. Wenn keine Operation möglich ist aufgrund der Lage, Größe und Ausdehnung des Tumors oder schlechtem Gesundheitszustand des Patienten kann eine Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Liegt ein lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes Basalzellkarzinom vor, ist eine Therapie mit dem Medikament Vismodegib möglich.

Referenzen

  1. Peris K, Fargnoli MC, Kaufmann R et al. European consensus-based interdisciplinary guideline for diagnosis and treatment of basal cell carcinoma-update 2023. European journal of cancer (Oxford, England 1990) 2023; 192: 113254.
  2. Lomas A, Leonardi-Bee J, Bath-Hextall F. A Systematic Review of worldwide incidence of Non-melanoma skin cancer. Br. J. Dermatol 2012.
  3. Rubin AI, Chen EH, Ratner D. Basal-cell carcinoma. N. Engl. J. Med. 2005; 353: 2262–9.
  4. Wehner MR, Linos E, Parvataneni R et al. Timing of subsequent new tumors in patients who present with basal cell carcinoma or cutaneous squamous cell carcinoma. JAMA Dermatol 2015; 151: 382–8.
  5. Fuchs CSK, Ortner VK, Mogensen M et al. 2021 international consensus statement on optical coherence tomography for basal cell carcinoma: image characteristics, terminology and educational needs. J. Eur. Acad. Dermatol Venereol. 2022.
  6. Holmes J, Braunmühl T von, Berking C et al. Optical coherence tomography of basal cell carcinoma: influence of location, subtype, observer variability and image quality on diagnostic performance. Br. J. Dermatol 2018; 178: 1102–10.
  7. Maier T, Braun-Falco M, Hinz T et al. Morphology of basal cell carcinoma in high definition optical coherence tomography: en-face and slice imaging mode, and comparison with histology. J. Eur. Acad. Dermatol Venereol. 2013; 27: e97-104.
  8. Olesen UH, Foged C, Jacobsen K et al. Line-field confocal optical coherence tomography for in vivo visualization of morphological characteristics of squamous cell carcinoma in a murine model. Lasers Surg. Med. 2024; 56: 14–8.
  9. Lang BM, Balermpas P, Bauer A et al. S2k Guidelines for Cutaneous Basal Cell Carcinoma – Part 1: Epidemiology, Genetics and Diagnosis. J. Dtsch. Dermatol Ges. 2019; 17: 94–103.
  10. Thomson J, Hogan S, Leonardi-Bee J et al. Interventions for basal cell carcinoma: abridged Cochrane systematic review and GRADE assessments. Br. J. Dermatol 2021; 185: 499–511.
  11. Trakatelli M, Morton C, Nagore E et al. Update of the European guidelines for basal cell carcinoma management. European journal of dermatology EJD 2014; 24: 312–29.
  12. Bath-Hextall F, Ozolins M, Armstrong SJ et al. Surgical excision versus imiquimod 5% cream for nodular and superficial basal-cell carcinoma (SINS): a multicentre, non-inferiority, randomised controlled trial. Lancet Oncol. 2014; 15: 96–105.
  13. Rhodes LE, Rie MA de, Leifsdottir R et al. Five-year follow-up of a randomized, prospective trial of topical methyl aminolevulinate photodynamic therapy vs surgery for nodular basal cell carcinoma. Arch. Dermatol. 2007; 143: 1131–6.
  14. Rhodes LE, Rie M de, Enström Y et al. Photodynamic therapy using topical methyl aminolevulinate vs surgery for nodular basal cell carcinoma: results of a multicenter randomized prospective trial. Arch. Dermatol. 2004; 140: 17–23.
  15. Sharon E, Snast I, Lapidoth M et al. Laser Treatment for Non-Melanoma Skin Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Clin Dermatol 2021; 22: 25–38.
  16. Lang BM, Balermpas P, Bauer A et al. S2k-Leitlinie Basalzellkarzinom der Haut – Teil 2: Therapie, Prävention und Nachsorge. J. Dtsch. Dermatol Ges. 2019; 17: 214–31.